Pelvine Schmerzsyndrome: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
Bis zu 10 % der Konsultationen beim Gynäkologen erfolgen wegen chronischer Schmerzen im Beckenbereich. Als chronische Beckenschmerzen bezeichnet man eine pelvine Schmerzsymptomatik, die länger als 6 Monate besteht und keinen festen Bezug zu Menstruation, Schwangerschaft, Koitus bzw. zu intestinalen Krankheitszuständen aufweist. Dabei werden gynäkologische Faktoren wie Endometriose, ovarielle Tumore, Myome und inflammatorische Veränderungen von extra-gynäkologischen Faktoren abgegrenzt. In mehr als der Hälfte der Fälle ist die genaue Ursache nicht sicher definierbar. Neben den genannten Faktoren kann auch ein pelvines Stauungssyndrom als Ursache chronischer Schmerzen zu identifizieren sein. Der Begriff des pelvinen Stauungssyndroms (engl. pelvic congestion syndrome, PCS) wurde 2021 wegen seiner ätiologischen Unschärfe in der internationalen Nomenklatur ersetzt durch den Begriff pelvic venous disorders (PeVD). Das pelvine Stauungssyndrom wurde erstmalig im Jahre 1831 beschrieben. Die Gynäkologin Lindsay Watt veröffentlichte 1949 eine Fallserie mit 32 Frauen, die unter Schmerzen im kleinen Becken, Rückenschmerzen, Stuhldrang und anfallsartigem Harndrang litten. Die häufig unspezifisch geschilderten Beschwerden verursachen oft einen langen Weg bis zur Diagnosefindung.
Schlüsselerkenntnisse:
- Pelvine Schmerzsyndrome verursachen chronische Schmerzen im Beckenbereich
- Gynäkologische Faktoren wie Endometriose, Tumore und Myome können eine Rolle spielen
- Pelvines Stauungssyndrom kann auch eine Ursache für chronische Schmerzen sein
- Die genaue Ursache ist oft schwer zu definieren
- Eine genaue Diagnose kann eine Herausforderung sein
Ursachen und Faktoren eines pelvinen Stauungssyndroms
Ein pelvines Stauungssyndrom kann sowohl durch eine Kompression als auch durch eine Insuffizienz der retroperitonealen Venen verursacht werden. Diese Störung kann zu verschiedenen symptomen führen, wie Beckenschmerzen, Schweregefühl im Bereich des Dammes, Harndrang und postkoitale Schmerzen. Diese Symptome werden durch ovariellen oder pelvinen venösen Reflux und/oder venösen Hochdruck aufgrund von Obstruktion verursacht. Sie können auch mit atypischer Varikose im Bereich der Vulva, des Dammes oder der Beine in Verbindung gebracht werden. Betroffene Patientinnen beschreiben den Schmerz als ziehend oder drückend und er kann den Unterleib, das kleine Becken oder die Hüfte betreffen. Das Syndrom tritt typischerweise bei Frauen im gebärfähigen Alter auf und scheint mit der Anzahl der Schwangerschaften in Verbindung zu stehen. Männer können ein ähnliches Syndrom namens Varikozele entwickeln. Linksseitige Flankenschmerzen und Hämaturie können ebenfalls Folgen eines Beckenvenensyndroms sein.
Die genaue Ursache eines pelvinen Stauungssyndroms kann nicht immer eindeutig festgelegt werden. Neben der Kompression und Insuffizienz der retroperitonealen Venen können auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Eine sorgfältige Diagnosestellung und Anamneseerhebung sind von entscheidender Bedeutung, um die Ursachen und Faktoren eines pelvinen Stauungssyndroms zu identifizieren.
Diagnosestellung eines pelvinen Schmerzsyndroms
Die häufigen unspezifischen Beschwerden beim pelvinen Stauungssyndrom erschweren oft die Diagnosestellung. Die Einbeziehung eines Gefäßmediziners erfolgt meistens auf Veranlassung durch Frauenärzte, Orthopäden oder Urologen. Eine sorgfältige Anamneseerhebung und eine detaillierte Beschreibung der Symptome sind von entscheidender Bedeutung.
Die Sonografie spielt eine wichtige Rolle in der Diagnose, kann aber auch durch radiologische Schichtbildverfahren wie MRT ergänzt werden. Bei der Untersuchung einer Varikose im Genitalbereich muss festgestellt werden, ob es sich um eine venöse Insuffizienz rund um die Vena iliaca interna und die Vena ovarica handelt oder ob postthrombotische Veränderungen eine Rolle spielen. Bei Schmerzen im Becken- und Abdominalbereich müssen auch die Nierenvenen und die untere Hohlvene beurteilt werden.
Eine sichere Abgrenzung des pelvinen Stauungssyndroms ist wichtig, um eine invasive Behandlung mit Katheterverfahren und/oder Schaumsklerotherapie durchzuführen.
Diagnosemethoden | Vorteile | Nachteile |
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Sonografie | – nicht-invasiv | – Kann bestimmte Venen nicht immer zuverlässig abbilden |
MRT | – Detailliertere Darstellung der Venen | – Zeitaufwendiger und teurer als Sonografie |
Um eine präzise Diagnose zu stellen und die besten Behandlungsmethoden zu wählen, ist es wichtig, eine individuelle Anpassung der Diagnose- und Behandlungsverfahren vorzunehmen. Eine genaue Anamneseerhebung und eine sorgfältige Diagnostik können dazu beitragen, die Ursachen des pelvinen Schmerzsyndroms zu identifizieren und eine wirksame Behandlung zu ermöglichen.
Genito-Pelvine Schmerz-Penetrationsstörung bei Frauen
Die Genito-Pelvine Schmerz-Penetrationsstörung bei Frauen bezeichnet anhaltende oder wiederkehrende Schwierigkeiten in Bezug auf die gewünschte vaginale Penetration beim Vaginalverkehr. Auch das Einführen anderer Objekte in die Vagina kann erschwert oder unmöglich sein. Diese Störung besteht aus den beiden Diagnosen Dyspareunie und Vaginismus und wurde 2013 im DSM-5 eingeführt.
Die Symptome der Genito-Pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung umfassen Probleme beim Geschlechtsverkehr, Schmerzen im Genital- und Beckenbereich, Angst vor Schmerzen oder vor vaginaler Penetration und Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur bei Penetrationsversuchen.
Symptome der Genito-Pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung |
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Probleme beim Geschlechtsverkehr |
Schmerzen im Genital- und Beckenbereich |
Angst vor Schmerzen oder vor vaginaler Penetration |
Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur bei Penetrationsversuchen |
Die Entstehung der Diagnose basiert darauf, dass sich Vaginismus und Dyspareunie nicht zuverlässig voneinander abgrenzen lassen. Eine genaue Analyse und Diagnose dieser Störung ist wichtig, um geeignete Behandlungsmöglichkeiten zu identifizieren und den Frauen zu helfen, eine erfüllende sexuelle Erfahrung zu erleben.
Behandlungsmöglichkeiten bei Genito-Pelviner Schmerz-Penetrationsstörung
Die Behandlung einer Genito-Pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung erfordert eine individuell zugeschnittene Therapie, die biologische, psychosexuelle und kontextuelle Faktoren berücksichtigt. Ein internetbasiertes Behandlungsprogramm, das verhaltenstherapeutische Techniken, Beckenbodentraining und Einführungsübungen kombiniert, kann eine wirksame Therapieoption sein.
Zusätzlich stehen medikamentöse Therapien zur Verfügung, um die Schmerzen zu lindern und die sexuelle Funktion zu verbessern. Operative Eingriffe können ebenfalls in Erwägung gezogen werden, um die zugrunde liegenden Probleme zu behandeln.
Es ist von großer Bedeutung, dass die Behandlung an die individuellen Bedürfnisse und das Krankheitsbild der betroffenen Person angepasst wird. Eine umfassende Diagnose und eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Therapeuten und Patienten sind entscheidend für den Erfolg der Behandlung.
Behandlungsmöglichkeiten | Vorteile | Nachteile |
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Internetbasiertes Behandlungsprogramm | Flexibilität, Zugänglichkeit, Vertraulichkeit | Benötigt Selbstmotivation und Disziplin |
Medikamentöse Therapie | Schmerzlinderung, Verbesserung der sexuellen Funktion | Potentielle Nebenwirkungen |
Operative Eingriffe | Behandlung der zugrunde liegenden Probleme | Risiken und Komplikationen |
Insgesamt ist es wichtig, dass Betroffene professionelle Hilfe suchen und sich einer individuellen Behandlung unterziehen, um die Genito-Pelvine Schmerz-Penetrationsstörung effektiv zu bewältigen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Pelvines Stauungssyndrom: Wie wird die Diagnose gesichert, wer muss behandelt werden?
Eine sichere Diagnose des pelvinen Stauungssyndroms erfordert eine sorgfältige Anamneseerhebung und Untersuchung. Die hauptsächliche Bedeutung liegt dabei auf der Sonografie, die durch weitere radiologische Verfahren wie MRT ergänzt werden kann. Bei Patienten, die eine Varikose im Genitalbereich beklagen, muss festgestellt werden, ob es sich um eine venöse Insuffizienz in der Vena iliaca interna oder der Vena ovarica handelt oder ob postthrombotische Veränderungen eine Rolle spielen. Bei pelvinen und abdominellen Schmerzzuständen müssen auch die Nierenvenen und die untere Hohlvene beurteilt werden. Eine invasive Behandlung durch Katheterverfahren und/oder Schaumsklerotherapie ist nur dann angezeigt, wenn die Diagnose des pelvinen Stauungssyndroms sicher abgegrenzt werden kann.
Diagnosemethoden für pelvines Stauungssyndrom | Vor- und Nachteile |
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Sonografie | Vorteile:
Nachteile:
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Magnetresonanztomografie (MRT) | Vorteile:
Nachteile:
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Angiografie | Vorteile:
Nachteile:
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Die genaue Diagnose des pelvinen Stauungssyndroms ist entscheidend für die Wahl der richtigen Behandlung. Eine umfassende Untersuchung und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachärzten, wie Gefäßmedizinern, Gynäkologen und Radiologen, sind dafür unerlässlich.
Fazit
Das pelvine Stauungssyndrom kann eine Vielzahl von unspezifischen Beschwerden verursachen und stellt oft eine Herausforderung bei der Diagnosestellung dar. Die Einbeziehung eines Gefäßmediziners kann dazu beitragen, die genaue Ursache der Becken- und Abdominalschmerzen zu identifizieren und eine individuelle Behandlungsoption zu entwickeln. Eine genaue Anamneseerhebung, eine detaillierte Beschreibung der Symptome und eine sorgfältige Diagnostik sind dabei von entscheidender Bedeutung, um eine präzise Diagnose zu stellen und die wirksamste Behandlungsmethode auszuwählen.
Es ist wichtig, dass die Behandlung an die individuellen Bedürfnisse und das Krankheitsbild angepasst wird, um eine optimale Schmerzlinderung und Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen. Eine genaue Abgrenzung des pelvinen Stauungssyndroms ist essentiell, um invasive Behandlungen wie Katheterverfahren und/oder Schaumsklerotherapie gezielt einzusetzen. Durch eine ganzheitliche Herangehensweise und die interdisziplinäre Zusammenarbeit von verschiedenen Fachärzten kann eine präzise Diagnosestellung und eine effektive Behandlung gewährleistet werden.
Insgesamt ist das pelvine Stauungssyndrom eine komplexe Erkrankung, deren Diagnose und Behandlung eine sorgfältige und differenzierte Herangehensweise erfordern. Durch das Verständnis der zugrunde liegenden Ursachen und die individuelle Anpassung der Therapie kann eine bedeutende Verbesserung der Beschwerden und der Lebensqualität der betroffenen Patientinnen erreicht werden.