Stuhlinkontinenz – Ursachen, Symptome & Behandlung
Erläuterung und Häufigkeit
Stuhlinkontinenz ist ein häufiges Problem, das laut der Deutschen Kontinenzgesellschaft ca. 5% der Bevölkerung betrifft. Doch nach wie vor sprechen Betroffene nur sehr ungern über dieses Thema. Umgangssprachlich wird Stuhlinkontinenz auch als “Darmschwäche” bezeichnet. Es bedeutet, dass ein unkontrollierter Abgang von Blähungen stattfindet oder beim Pupsen kommt flüssiger stuhl aus dem After.
Wie macht sich Stuhlinkontinenz bemerkbar?
In der Medizin wird die Stuhlinkontinenz in drei Grade eingeteilt:
- Grad 1: Blähungen sind nicht kontrollierbar, Abgang von Darmschleimhaut mit Verschmutzung der Wäsche
- Grad 2: Unkontrollierter Abgang von Blähungen und flüssigem stuhl
- Grad 3: Unkontrollierter Abgang von Blähungen, flüssigem und festem stuhl
Stuhlinkontinenz Ursachen
Was löst Stuhlinkontinenz aus?
Die Ursachen von Stuhlinkontinenz können muskulär, neurogen oder sensorisch sein. Ein unkontrollierter Stuhlabgang kann darüber hinaus konsistenzbedingt sein oder durch die sogenannte Überlaufinkontinenzenz verursacht werden.
- Muskuläre Stuhlinkontinenz: Der unkontrollierte Stuhlabgang hängt damit zusammen, dass der Schließmuskel undicht oder defekt ist. Das kann durch eine allgemeine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur im Alter, durch eine vorausgegangene Operation oder durch ein Problem bei der Geburt entstehen.
- Stuhlinkontinenz durch Nervenschäden: Nervenimpulse werden nicht korrekt weitergeleitet, dadurch verspüren die Betroffenen keinen Stuhldrang. Dies kann eine Folge eines Schlaganfalls oder einer Erkrankung wie Demenz oder Multiple Sklerose sein.
- Sensorische Stuhlinkontinenz: Bei dieser Form sind die analen Empfindungen gestört, so dass der Betroffene keinen Stuhldrang mehr spürt. Häufig ist diese Störung auf eine Operation zurückzuführen.
- Konstistenzbedinge Stuhlinkontinenz: Durch schwere Entzündungen, chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder nahrungsmittelallergien kommt es zu einem starken Durchfall, der nicht kontrolliert werden kann.
- Überlaufinkontinenz: Bei einer lange andauernden verstopfung bleibt der stuhl zu lange im Dickdarm und verliert immer weiter an Flüssigkeit. Wenn der stuhl anschließend nicht mehr in den Dickdarm gelangen kann, bleibt er zu flüssig und drückt sich an dem Passagehindernis vorbei.
Stuhlinkontinenz Symptome
Der Abgang von Blähungen und flüssigem – später auch festem – Kot kann nicht willentlich kontrolliert werden. Es kommt zu regelmäßiger Verschmutzung der Unterwäsche. Die Patienten sind häufig in ihrer Lebensqualität sehr eingeschränkt.
Diagnose und Behandlung
Häufig stellen sich Betroffene die Frage: Welcher Arzt bei Stuhlinkontinenz? Der erste Ansprechpartner kann der Hausarzt sein, dieser kann direkt zum Facharzt, dem Proktologen, weiter verweisen. Wichtig ist, die Symptome ernst zu nehmen und sich nicht aus Scham niemandem anzuvertrauen.
Der Arzt führt im ersten Termin ein ausführliches Anamnesegespräch. Es kann hilfreich sein, ein Stuhltagebuch zu führen, um dem Arzt das Auftreten der Symptome genauer schildern zu können.
Bei der rektalen Untersuchung werden der After, der Schließmuskel und der enddarm vorsichtig abgetastet. Auch eine Druckmessung des Schließmuskels kann durchgeführt werden, um muskuläre Probleme zu erkennen.
Bei der weitergehenden Diagnostik können eine Darmspiegelung oder Ultraschall und Röntgen zum Einsatz kommen.
Was kann man gegen Stuhlinkontinenz machen?
Bei der Behandlung ist es natürlich wichtig, zunächst die Ursache herauszufinden, um die geeignete Therapie zu finden.
Konservative Therapien zielen häufig darauf ab, zunächst die Stuhlkonsistenz zu regulieren. Dies kann über ballaststoffreiche Ernährung oder zum Beispiel durch quellende Lebensmittel wie Flohsamen erreicht werden. Eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit und regelmäßige Bewegung können helfen.
Darüber hinaus kann ein Trainingsprogramm für den Beckenboden und den Schließmuskel erstellt werden. Manche Therapeuten setzen auf biofeedback, um die Schließmuskulatur wieder besser kontrollieren zu können. Auch eine Elektrostimulationstherapie, ein sogenannter Darmschrittmacher, kann eingesetzt werden. In manchen Fällen hilft nur noch eine Operation, um zum Beispiel einen defekten Schließmuskel zu reparieren.
Stuhlinkontinenz Hilfsmittel
Wie auch bei der Harninkontinenz gibt es eine große Auswahl an Hilfsmitteln:
Aufsaugende Inkontinenzprodukte: Es gibt Produkte, die körpernah getragen werden können wie Binden. Auch Inkontinenzhosen bieten Komfort und Sicherheit, wie Windeln für Erwachsene. Inkontinenzauflagen für das Bett zum Beispiel erleichtern die Reinigung der Bettwäsche.
Die Inkontinenzprodukte sind auslaufsicher und nehmen unangenehme Gerüche direkt auf. Sie sind hautverträglich und bieten ein unauffälliges Tragen im Alltag.
Für schwere Fälle von Stuhlinkontinenz oder bettlägerige Personen gibt es Stuhlauffangbeutel, die direkt an den Darmausgang geklebt werden und den stuhl direkt aufnehmen.
Diskreten und sicheren Schutz bieten Anal-Tampons. Diese werden wie ein Zäpfchen in das Rektum eingeführt. Der Tampon passt sich individuell an die Darmwand an und verhindert so das Austreten von stuhl. Er kann auch bei sportlichen Aktivitäten, wie beim Schwimmen, getragen werden.
Was kann man gegen Stuhlinkontinenz tun?
Gegen Stuhlinkontinenz gibt es verschiedene Behandlungsansätze:
- Beckenbodentraining: Stärkung der Beckenbodenmuskulatur durch spezielle Übungen.
- biofeedback-Therapie: Hilft, die Kontrolle über die Beckenbodenmuskulatur zu verbessern.
- Medikamente: Zur Regulierung der Stuhlkonsistenz oder Behandlung von Durchfall.
- Ernährungsumstellung: Vermeidung von Nahrungsmitteln, die die Symptome verschlimmern.
- Chirurgische Eingriffe: In schweren Fällen oder wenn andere Behandlungen nicht wirksam waren.
- Anpassung der Lebensgewohnheiten: Regelmäßige Toilettengänge, Verwendung von Einlagen oder Windeln für Erwachsene.
Was sollte man bei Stuhlinkontinenz nicht essen?
Bestimmte Nahrungsmittel und Getränke können Stuhlinkontinenz verschlimmern und sollten vermieden werden:
- Koffeinhaltige Getränke (z.B. Kaffee, Tee, einige Softdrinks)
- Alkoholische Getränke
- Scharfe Speisen
- Fettreiche Lebensmittel
- Milchprodukte (bei laktoseintoleranz)
- Künstliche Süßstoffe
Wie zeigt sich eine Stuhlinkontinenz?
Stuhlinkontinenz zeigt sich durch ungewollten Stuhlverlust, der von gelegentlichem Abgang von stuhlschmieren bis hin zu vollständigem Verlust der Kontrolle über den stuhlgang reichen kann. Weitere Symptome können ein ständiger Drang zur Stuhlentleerung oder Schwierigkeiten, den Stuhldrang bis zum Erreichen der Toilette zu kontrollieren, sein.
Kann Stuhlinkontinenz geheilt werden?
Die Behandelbarkeit von Stuhlinkontinenz hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Während einige Fälle durch gezielte Therapien, wie Beckenbodentraining oder operative Eingriffe, deutlich verbessert oder geheilt werden können, erfordern andere Fälle eine langfristige Managementstrategie. Eine vollständige Heilung ist nicht immer möglich, aber in vielen Fällen können die Symptome wirksam gelindert werden.
Welcher Arzt ist bei Stuhlinkontinenz zuständig?
Bei Stuhlinkontinenz sollte man sich an einen Proktologen (Facharzt für Enddarmkrankheiten) oder Gastroenterologen (Facharzt für Magen-darm-Erkrankungen) wenden. Diese Spezialisten können eine umfassende Diagnose stellen und einen individuellen Behandlungsplan entwickeln.
Wie fängt Stuhlinkontinenz an?
Stuhlinkontinenz kann schleichend beginnen, mit gelegentlichem unkontrollierten Abgang von stuhl oder stuhlschmieren. In manchen Fällen tritt sie plötzlich auf, etwa nach einer Operation, Geburt oder aufgrund einer akuten Erkrankung des Verdauungssystems. Häufig sind ältere Menschen oder Personen mit bestimmten gesundheitlichen Voraussetzungen wie Diabetes, neurologischen Erkrankungen oder nach Geburten betroffen.